Warum befinden wir uns heute vor dem Haus der Europäischen Union
Wir haben Probleme, weil in unserem Herkunftsland, der Republik Serbien, die grundlegenden Werte, die eine große europäische Familie verbinden, verletzt werden, und wir haben Probleme, weil geschwiegen wird, und weil dieses Schweigen im Namen einer zumindest gewissen Stabilität in der Region diese Probleme billigt.
In der Republik Serbien finden seit einigen Monaten Bürgerinnen-Proteste statt. Auslöser für alle Geschehnisse ist der Einsatz von körperlicher Gewalt gegen politische Gegner der Regierung. Es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Jetzt demonstrieren zehntausende von Bürgern und BürgerInnen, in über 80 Städten Serbiens. Dieser Protest ist nicht politisch, weil keine politische Partei ihn organisiert hat, dieser Protest ist ein Kampf für elementare Menschenrechte, gegen eine arrogante und eine ungebildete Regierung. Auf den Straßen und Plätzen der Städte Serbiens haben die Bürgerinnen und Bürger des Landes ein hohes Bewusstsein für Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit gezeigt. Damit haben sie wie immer gezeigt, dass sie weiter blicken als die politischen "Eliten“, die die Bürgerinnen und Bürger ja zumindest indirekt vertreten sollten. Es ist ein hohes Bewusstsein für die Zivilisationstrends in der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft. Das wird auf den Straßen Serbiens verteidigt. Sie können es nur noch auf der Straße verteidigen, weil die Institutionen des Staates von der Regierung gekapert und damit den BürgerInnen geraubt wurden, weil ihnen der Staat ihnen gestohlen wurde.
Uns wurde gelehrt, und wir sind uns dessen bewusst, dass eine große europäische Familie, die Europäische Union genannt wird, ein Ort ist, an dem die Grundwerte geschützt und gepflegt werden: Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und Medienfreiheit. Deshalb sind wir heute an diesem Ort vor unserem Haus, weil wir fühlen und wissen, dass wir hierhergehören und dass nicht nur wir physisch hier sind, sondern auch die meisten Bürger und Bürgerinnen Serbiens, die ihre Rechte beharrlich verteidigen und für die elementare Menschenwürde kämpfen. Europa ist unsere Familie und war schon immer unser Ideal: Wir haben unsern Blick Richtung Europa gerichtet, von ihm haben wir gelernt und werden noch von ihm lernen. Wir brauchen es wie einen hellen Fleck am Horizont, ein Wahrzeichen, um zu wissen, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen. Deshalb appellieren wir heute an unser Haus Europa, nicht zu schweigen. Seine Stille verwirrt uns, als seine BürgerInnen fühlen wir uns verloren.
Deshalb sind wir heute hier vor unserem Haus. Wir erwarten, dass die große Familie hinter uns steht. Wir sind davon überzeugt, weil wir ihre grundlegenden Werte verteidigen, für das die EU 2012 den Friedensnobelpreis erhalten hat. Wir verteidigen ihre Vision von Freiheit, Gerechtigkeit Ihre Ehre und ihren Ruf in Serbien. Deshalb hat unsere Familie kein Recht zu schweigen, sie hat kein Recht, sich zurückzuziehen und aufzugeben. Jetzt, wo wir ihre Unterstützung brauchen, brauchen wir Maßnahmen, um stolz sagen zu können: Wir sind Europäer!